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Kalender-Vielfalt für 2023

Kunstbehandlung Kalender 2023

Alle unsere Kalender für 2023 sind nun lieferbar.

Robert C. Rore sorgt für eine kleine monatliche mann-männliche, erotisch-romantische Ablenkung – oft auch noch mit einer geschichtlichen oder kulturellen Anspielung für einen zweiten Blick.

Für Ablenkung sorgen auch die erotischen Szenerien aus Rosa Von Praunheims Bilderwelt mit einer Auswahl seines jüngsten malerischen Schaffens.

Eine wahrhaft haarige Angelegenheit ist der Kalender von Max Ströder. Liebevoll gemalte Haare und Härchen auf dem Männerkörper sind seine Sache.

Kurt Walters zeigt in seinem Kalender köstliche Bilder für Naschkatzen oder besser für Naschkater: internationale Nachspeisen und Cocktails werden in ihren besten Jahren serviert.

Das Kunstprojekt „Golden Queers“ begann Rinaldo Hopf 1998 für eine Ausstellung in der Wessel & O’Connor Gallery, New York. Die Serie wird bis heute immer weitergeführt und umfasst mittlerweile über 150 queere KünstlerInnen, AutorInnen und Stars jeglicher Couleur und Nationalität. Der Kalender zeigt eine Auswahl.

Astrid Köhlers Kalendermotive entstammen dem Alltag. Durch eigenwillige und originelle Zusammenstellung werden diese in einen vollkommen neuen Zusammenhang gebracht und das Banale wird somit zum Außergewöhnlichen.

Ulrike Wenzel, bekannte Brezn-Kennerin und –Portraitmalerin, hat für 2023 wieder eine besonders ausdrucksstarke Auswahl getroffen.

In seinen malerischen Arbeiten verwendet Dirk Klose seit 2008, der anhaltenden Finanzkrise, Goldgrund und seit 2014 Silberaluminium. Die glänzenden Flächen, die für den schönen, aber schnöden, materialistischen Schein stehen, konkurrieren mit Landschaftsausschnitten und Naturfragmenten. Natur versus Kapitalismus zeigt sich in den Kalendermotiven.

Zwischenzeit und Ausblick auf Rosa von Praunheim

Malerei von Rosa Von Praunheim in der Kunstbehandlung München, Titel des Werkes "Bald sind wir alle Fische"

Großer Andrang herrschte in der Galerie am Wolli Kanz-Wochenende. Dank an die Netzwerke „Alarm Phone“ und „Seebrücke München“. Wolli Kanz‘ Gedanken- und Bilderwelten leben weiter: Say it loud and say it clear: Refugees are welcome here. Das merken wir uns und bereiten zwei Editionen vor.

Wie im alten Ägypten gibt‘s mal wieder eine Zwischenzeit in der Kunstbehandlung in der allgemeines Galerieprogramm an die Wände kommt. Arbeiten von Dirk Klose, Robert C. Rore, Max Ströder und wer sonst noch so „zimmerfähig“ ist.

Anfang November folgt Rosa Von Praunheim mit der Ausstellung „Beasts and Boys – Rosa wird 80“ – das wird eine Herausforderung für die Zimmerfähigkeit, und das ist gut so. Einen ersten Eindruck der Ausstellung vermittelt der gleichnamige 2023er Kalender.

Apropos Kalender: Nun sind wir mit acht Kalendern vollzählig, jeder einzelne höchst individuell, wie die Künstler, denen die Kalender gewidmet sind. Viel Vergnügen beim Anschauen.

Rückblick und Vorschau: Unsere nächsten Ausstellungen

Werk von Robert C. Rore, zu sehen in der Kunstbehandlung München

Nach dem Ende des Oktoberfestes endet nun auch die Robert C. Rore Jahresausstellung. Übrigens die erste Ausstellung seit zwei Jahren ohne irgendwelche Zugangsbeschränkungen. Ein Grund zu feiern.

Werk von Wolli Kanz, zu sehen in der Kunstbehandlung München

Weniger zu feiern gibt‘s in diesen Tagen auch. An Schauplätzen, die nicht in den Echokammern oder im Nachrichten-Mainstream abgearbeitet werden. Es gibt da auch noch vieltausendfach das Problem der Migration aus purer Not. Wolli Kanz war ein Kämpfer für die Sache der Schwächeren. Wir zeigen aus Anlass seines ersten Todestages eine Retrospektive seines malerischen Werkes. Die Vernissage findet am Samstag den 8. Oktober ab 18 Uhr statt. Die Ausstellung läuft bis einschließlich Dienstag den 11.Oktober 2022.

Werk von Rosa von Praunheim, zu sehen in der Kunstbehandlung München

Ganz eindeutig für die Sache der Schwulen setzt sich zeitlebens Rosa Von Praunheim ein. Rosa wird nun 80. Zusätzlich zum Schaffen eines Lebenswerks aus schier unzähligen Filmen, die auch bundesdeutsche Geschichte schrieben, greift Rosa auch zu Stift und Pinsel. Und das nicht nur im Sinne einer freudschen Übersprungshandlung. Rosa Von Praunheim hat auch Malerei gelernt und das ist ab dem 3. November 2022 in der Galerie zu sehen.

Sammlung Orange: Olympisch fit

Olympia 1972: Maskottchen Waldi

Mit zahllosen Veranstaltungen erinnert die Stadt München derzeit an die XX. Olympischen Sommerspiele, die vor 50 Jahren, 1972, die verschlafene Stadt, vielleicht sogar die muffige Republik, in die Moderne katapultierten. Orange war die Farbe der Stunde, des Zeitgefühls. Das Maskottchen der Spiele, neben der völlig neuen Optik – CI, so sagt man heute, war seinerzeit Waldi, ein Dackel, auf Bayrisch ein Zamperl. Zamperl kommen auch gerne in Boulevard-Schlagezeilen vor: „Hochwasser! Zamperl mit Hündin von Insel gelockt“. Den olympischen Waldi gab’s in unzähligen Varianten von Fan-Artikeln. In der Sammlung Orange versteckt sich vielleicht ein letztes Exemplar eines orangefarbenen Waldi. Da schau her!

Ebenfalls in die etwas späteren 70er Jahre zu verorten ist der Hometrainer Kettler 7950 „Luxus“. Wer sich nicht auf einen der überall entstandenen Trimm-Dich-Pfade begeben wollte, konnte damit eine die Figur umschleichende perfekte Silhouette formen.

Die Sammlung Orange taucht nun nach der 80469 – Glockenbach Biennale wieder ab ins Archiv. Einlieferungen – Nudelsiebe und Rührschüsseln ausgeschlossen – sind jederzeit willkommen. Die Sammlung bleibt ein Erinnerungsort und Quell der Inspiration.

Kettler Hometrainer Luxus: Sammlung Orange

Robert C. Rore: „Der Ursprung der Welt – die andere Seite“

Manet malte 1863 sein Bild „Olympia“. 1865 wurde dieses Bild ausgestellt und löste einen Riesenskandal aus. Die junge Frau, die da so unfassbar stolz und nackt präsentiert wurde, war natürlich nicht komplett entblößt: mit einer Hand deckt sie ihre Vagina ab. Diese Hand anzuheben und die komplette Nacktheit zu sehen, hätte in Wirklichkeit sehr viel Geld gekostet. Da ganz Paris wusste, dass es sich bei dem Modell um eine bekannte „Käufliche“ handelte, wurde praktisch jeder Betrachter des Bildes zu einem möglichen „Käufer“ der Dienstleistungen der jungen Frau. Entsprechend aufgebracht reagierte insbesondere das männliche Publikum und attackierte das Bild mit Regenschirmen und Polizei musste zum Schutz des Bildes anrücken.

Der Maler Gustave Courbet hat den Salon 1865 sicher besucht und dabei Monets „Olympia“ gesehen – und 1866 war ein nicht minder skandalträchtiges Bild auf der Welt: „Der Ursprung der Welt“ (L’Origine du monde) von Courbet. Da das Bild, ein direkter Blick auf eine behaarte Vulva zwischen gespreizten Beinen, eine Auftragsarbeit des osmanischen Diplomaten und Kunstsammlers Khalil Bey war, erschien Courbets Werk nicht auf irgendwelchen Ausstellungen. Das Bild war eher ein Raunen in der Welt der Kunstkenner denn dass es jemand mit eigenen Augen gesehen hätte. Verdeckte zuerst ein Vorhang das skandalträchtige Bild, wurde später ein richtiger Schrein um den Ursprung der Welt gezimmert – eine unverfängliche Schneelandschaft musste mit einem Schlüssel geöffnet werden um den Blick auf den Ursprung der Welt frei zu geben.

Heute sind beide Werke im Musée d’Orsay in Paris zu sehen und man kann mit großem Vergnügen dort eine Bildungsreise der Darstellung weiblicher und männlicher Geschlechtsmerkmale oder -teile machen.

Natürlich hat der Ursprung der Welt auch eine andere Seite – die männliche nämlich. Die darzustellen stellte sich für mich als gar nicht so einfach heraus. Courbets Bild ganz klassisch rechteckig im Querformat wurde bei meiner „anderen Seite“ zum Tondo. Ein kreisrundes Format, um die Blicke des Voyeurs zu betonen. Die verstohlene Schlüssellochperspektive auf männliche Geschlechtsteile ohne jeden Verweis auf ein Drumherum. Die Rahmung der Bilder sind kreisrunde Leuchtringe. Eigentlich hat Licht die Funktion etwas sichtbar zu machen, hier aber überstrahlen die Lichtringe die Bilder und machen eher unsichtbar denn sichtbar. Und wer bei den Leuchtringen an Heiligenscheine denkt und einen altarähnlichen Aufbau sieht, ist nicht weit von Courbets Bild entfernt. Das war in einem verschließbaren Schrein eingesperrt – wie ein gotischer Flügelaltar, dessen prächtiges Innenleben nur an Festtagen gezeigt wurde. Zu sehen sind die Werke in der Ausstellung „Eine Runde Sache“. (Robert C. Rore)

Geboren um sterbend zu leben

Leo Pfisterer, Skulptur: Geboren um sterbend zu leben - Don Quijote, Bronze, ca.58x44x17cm, Auflage 10, o.A.d.J.

Seit Jahrhunderten geistert der Ritter von der traurigen Gestalt, Don Quijote, durch die Literatur. Schon am Anfang des 17. Jahrhunderts von Miguel de Cervantes erdacht, war das Werk ein früher Bestseller, der auch recht schnell ins Deutsche übersetzt erschien.

Bis heute hat der Roman und die Figur des Don Quijote zahlreiche Kunstschaffende inspiriert und nicht nur die deutsche Sprache um die Redewendung „Kampf gegen Windmühlen“ bereichert.
Der Erfolg des Don Quijote erklärt sich dadurch, dass sich hinter der Komödie ein tragisches Schicksal verbirgt. Denn erst auf dem Totenbett erkennt der einsame Ritter Don Quijote die Sinnlosigkeit seines Handelns – eine zutiefst menschliche Verhaltensweise. In der elften Ausgabe unserer Ausstellungsreihe „The Male Figure“ kommt Skulptur zahlreich vor. Neben den köstlich humorvollen Figuren von Elke Biel, beispielsweise auch die Bronze mit dem oben stehenden Titel und der dem Don Quijote gewidmeten Skulptur von Leo Pfisterer. Merke: Manches Mal ist’s gut, sich vorher Gedanken zu machen.

Elke Biel, Illusion I, Skulptur: Holz, Draht & Ton Keramik, 57x17x15cm, monogr., dat.

Frühstück im Grünen

Rinaldo Hopf, Déjeuner sur l’herbe - nach Manet, Aquarell auf Papier, 70x100cm, sign., dat. 2022

Verwechseln Sie auch Édourd Manet und Claude Monet? Nicht wegen der Seerosen, da ist die Sache ganz klar. Von beiden Künstlern gibt es jedoch ein Gemälde, beziehungsweise Überarbeitungen, Fragmente und Studien zu einem Werk mit dem Titel „Frühstück im Grünen“. Beide Großformate sind für ihre Zeit sehr frivole Bilder, die sich nicht nur in Blicken und erotischen Anspielungen verlieren. Eine Nackte und im Hintergrund noch eine. Zwei Damen in rauschendem Taft auf dem Weg ins Gebüsch, die von einem Herrn mit drohendem Stöckchen angesprochen werden. Also sowas. Beide Gemälde greifen auf historische Bildüberlieferungen zurück. Beide sind Meisterwerke französischer Malerei.

Kein Wunder, dass es zeitgenössische Künstler reizt, sich mit diesen Vorbildern auseinander zu setzen. Rinaldo Hopf, der Tausendsassa des schwulen Gedächtnisses mit seinen Golden Queers, Kenner der unmissverständlichen Gesten, Herausgeber und bewandert in der Kunst des schwulen Networkings, liefert, in seiner ganz eigenen Bildsprache, zum Frühstück im Grünen ein großformatiges, flüchtig erscheinendes Aquarell. Ein frivoles, homoerotisches Echo der Belle Époque, das in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI“ zu sehen ist.

https://kunstbehandlung.com/Gruppenausstellungen/The-Male-Figure-11

Gay Ghostbusters

It’s trouble out there. Und nicht nur da, sondern auch drinnen. In der Küche lauert in Mutters Küchenschrank der Schwuchtel-Dämon hinter der Tür des Abteils für die kleinen und mittleren Teller. Wie widerlich!
Maxim Gregorek, Kunststudent seines Zeichens, hat die Gefahr erkannt und den albern posierenden Dämon mit einer vorzüglichen Bleistiftskizze auf die Innenseite der Schranktür gebannt. Das ging eben gerade mal noch so gut und es ist wunderbar. Merke: Der Schwuchtel-Dämon lauert allüberall.

Zu sehen ist das Werk in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI„.

Peter Schauwecker zum Abschied

Werk von Peter Schauwecker (2000) mit dem Titel "Jung und alt"
Werk von Peter Schauwecker (2000) mit dem Titel „Jung und alt“

Animula vagula blandula
Hospes comesque corporis
Quae nunc abibis in loca
Pallidula rigida nudula
Nec ut soles dabis iocos

Gedicht von Publius Aelius Hadrianus, Kaiser von Rom. Frei übersetzt:

„Kleine Seele, wandernde, zärtliche, Gast und Gefährtin des Leibes, Wohin wirst du nun entschwinden? An Orte, die bleich sind, starr und düster, Und du wirst nicht mehr wie gewohnt scherzen.“

Am 2. März 2022 entschlief friedlich Peter Schauwecker endgültig dieser Welt, im stolzen Alter von 85 Jahren.
Für seine Studenten war Professor Peter Schauwecker ein Pionier der homosexuellen Emanzipation. In seinen Vorlesungen gab es in Gleichnissen offenkundige Hinweise auf eine Art Männerehe des Professors – seinerzeit gewagt und völlig unüblich. Darüber hinaus engagierte sich Peter Schauwecker in der Münchner Gay Community.
Peter Schauwecker hat sich auch ambitioniert mit Malerei und Aquarell befasst, mit ganz erstaunlichen Ergebnissen, die ebenso Präzision wie spektakuläre Inhalte zeigen – in altmeisterlicher Technik gefertigte Bildnisse von Transvestiten beispielsweise.
Als Lektüre empfehlen wir das Buch: Männer und Landschaften (ISBN 978-3000170478).
Das diesen Zeilen vorangestellte Zitat des Kaisers Hadrian schmückt auch den Kaminsims auf dem Titelbild des erwähnten Buches. Hadrian hat zeitlebens den frühen Tod seines Lustknaben Antinoos nicht verwunden.

Wir hatten in der Kunstbehandlung das Vergnügen mehrere Ausstellungen mit dem Künstler zu gestalten. Peter Schauwecker wird in unserer kollektiven Erinnerung weiterleben als ein Tabubrecher auf höchstem Niveau.
Servus. Peter.


Cover des Buches "Männer und Landschaften" von Peter Schauwecker, erschienen 2005

Open Call: The Male Figure 2022 – Internationale Gruppenausstellung

Seit 2010 stellt die Galerie Kunstbehandlung das Sujet „The Male Figure“ ins Zentrum einer jährlichen, international beachteten Gruppenausstellung. Zum Konzept gehört, dass sich zu bekannten Künstlern der Galerie, die zum klassischen Thema Männerbilder arbeiten, immer wieder neue Talente gesellen und damit neue Sichtweisen auf dieses Teilgebiet der figurativen Kunstwelt bei einem sehr diversen Publikum ermöglicht werden.
Die Annäherung an das „Männliche“ erfolgt künstlerisch sehr individuell, persönlich, oftmals kritisch, aber bisweilen auch humorvoll. Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen zeigen eine große Vielfalt an Arbeitstechniken und Stilen, darunter Akt- und Porträtmalerei, Studien, Pop Art, Abstraktion und Fotorealismus.
Für die Ausstellung 2022 lädt die Galerie zwei Künstler*innen ein, sich an der Gruppenausstellung mit bis zu fünf Werken zu beteiligen. Eingereicht werden können Arbeiten, die auf das Thema „The Male Figure“ Bezug nehmen und mit den Darstellungsformen der bildenden Kunst experimentieren.

Die Bewerbung erfolgt ausschließlich per E-Mail bis 21. Februar 2022 (24 Uhr) an tmf@kunstbehandlung.com

Die Unterlagen sind vorzugsweise als zusammenhängendes PDF mit einer maximalen Dateigröße von 10 MB einzusenden. Die Einreichung muss in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein. Nur vollständige Einreichungen werden akzeptiert. Wir bitten um folgende Informationen / Unterlagen:
– Fotografien von maximal fünf Werkbeispielen als Bild mit Titel, Entstehungsjahr, Technik, Maße
– Kurzbiografie
– Name (ggf. Künstlername), Kontaktdaten, Website, Social Media Links