Archiv für den Monat: April 2022

Frühstück im Grünen

Rinaldo Hopf, Déjeuner sur l’herbe - nach Manet, Aquarell auf Papier, 70x100cm, sign., dat. 2022

Verwechseln Sie auch Édourd Manet und Claude Monet? Nicht wegen der Seerosen, da ist die Sache ganz klar. Von beiden Künstlern gibt es jedoch ein Gemälde, beziehungsweise Überarbeitungen, Fragmente und Studien zu einem Werk mit dem Titel „Frühstück im Grünen“. Beide Großformate sind für ihre Zeit sehr frivole Bilder, die sich nicht nur in Blicken und erotischen Anspielungen verlieren. Eine Nackte und im Hintergrund noch eine. Zwei Damen in rauschendem Taft auf dem Weg ins Gebüsch, die von einem Herrn mit drohendem Stöckchen angesprochen werden. Also sowas. Beide Gemälde greifen auf historische Bildüberlieferungen zurück. Beide sind Meisterwerke französischer Malerei.

Kein Wunder, dass es zeitgenössische Künstler reizt, sich mit diesen Vorbildern auseinander zu setzen. Rinaldo Hopf, der Tausendsassa des schwulen Gedächtnisses mit seinen Golden Queers, Kenner der unmissverständlichen Gesten, Herausgeber und bewandert in der Kunst des schwulen Networkings, liefert, in seiner ganz eigenen Bildsprache, zum Frühstück im Grünen ein großformatiges, flüchtig erscheinendes Aquarell. Ein frivoles, homoerotisches Echo der Belle Époque, das in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI“ zu sehen ist.

https://kunstbehandlung.com/Gruppenausstellungen/The-Male-Figure-11

Gay Ghostbusters

It’s trouble out there. Und nicht nur da, sondern auch drinnen. In der Küche lauert in Mutters Küchenschrank der Schwuchtel-Dämon hinter der Tür des Abteils für die kleinen und mittleren Teller. Wie widerlich!
Maxim Gregorek, Kunststudent seines Zeichens, hat die Gefahr erkannt und den albern posierenden Dämon mit einer vorzüglichen Bleistiftskizze auf die Innenseite der Schranktür gebannt. Das ging eben gerade mal noch so gut und es ist wunderbar. Merke: Der Schwuchtel-Dämon lauert allüberall.

Zu sehen ist das Werk in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI„.

Perspektive und Realität

Werk von Mari Terauchi, zu sehen in der Kunstbehandlung
Werk von Mari Terauchi, zu sehen in der Kunstbehandlung

Ein Zeitgenosse Caravaggios, Annibale Carracci, selbst ein Gigant der Malerei, versuchte sich wie seinerzeit üblich unter konspirativen Umständen auch in anatomischen Studien. Beispielsweise mit dem Werk „Salma di Christo“, zu sehen in der Stuttgarter Staatsgalerie.

Doch irgendetwas stimmt mit dem Bild nicht, wie die japanische Künstlerin Mari Terauchi, in einem handgefertigtem 3D-Modell nachweist. Man mag dem Künstler keine Täuschung vorwerfen, allenfalls religiöse Verblendung.

Mari Terauchi formuliert das mit japanischer Zurückhaltung: „In dieser Arbeit zeige ich mein Interesse an den falschen Größenverhältnissen der Körperteile in alten Gemälden, die eine optische Täuschung über die richtige Größe der Körperteile in einem menschlichen Gehirn erzeugen. Wenn wir einen Menschen von den Füßen aus fotografieren, sind die Füße größer als der Kopf. Unser Gehirn hält jedoch die kleinen Füße des alten Meisters für richtig.“

Merke: Perspektive zu hinterfragen kann nicht schaden.

Zu sehen ist das Werk in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI“.

Frohe Ostern!


Annibale Carracci (1560-1609)
Leichnam Christi mit den Leidenswerkzeugen, um 1582
zu sehen in der Staatsgalerie Stuttgart
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The Male Figure XI – Haarige Werke

Unsere The Male Figure-Gruppenausstellungen sind immer für spannende Überraschungen gut. In der aktuell zu sehenden Schau gehören dazu beispielsweise Max Ströders Malereien. Das sind handwerklich ohne Makel gefertigte Ölgemälde, in handlichem Format, in einer Orgie aus Grauabstufungen, Schwarz, Weiß, mit bisher unbekannten Grauschattierungen – „Shades of Grey“ mit vielen liebevoll gemalten Haaren und Härchen bei den abgebildeten Mannsbildern. Wunderbar, auch wenn man’s lieber glatt mag. Wir zeigen daher ein gutes halbes Dutzend Werke von Max Ströder angefordert, die nun in der Galerie und im Web-Shop zu entdecken sind.

Apropos Haare: Als Leihgabe des Haarmuseums zeigen wir in der aktuellen Ausstellung auch das unverkäufliche Objekt „Scham“ von Simon Freund. Vier Gläser mit der jährlichen Schur der Schamhaare des Künstlers, eine Performance, die auf lebenslange Laufzeit angelegt ist., Der Künstler gibt übrigens keinen Wohnort an und grüßt derzeit aus Ägypten. Weil das Objekt nicht zum Verkauf aufgerufen ist, ist es nur in der Galerie zu bewundern.

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