Max Ströder: Haargenau in Schwarz-Weiß

Max Ströder, Schwarzweiß 141 „Lichtkörper“, Öl auf Leinwand, 24x30cm, sign.,  dat.  2021, gerahmt

Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass die Kreativität bei der Benennung eines Frisörsalons keine Grenzen kennt? Es gibt eine bundesweite Erhebung bezüglich der Namensgebung von über 80.000 Frisörsalons und Frisierstuben in Deutschland. Um nur einige zu nennen: Die mit den Scherenhänden, Hin und Hair, Hauptsache, Hairlich, Haareszeiten, Liebhaarber, Chaarisma u.v.a.m. Dabei zeichnen sich von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Prozentzahlen der besonders kreativ benannten Geschäfte in Bezug auf die Gesamtzahl der Betriebe ab. Im Schnitt zwischen etwa 7% im Süden und 12% im Norden. Vielleicht deshalb, weil der Norddeutsche, vom Wind zerzaust, speziell natürlich der Berliner und nicht zu vergessen die Berlinerin, häufiger zum hippen Hairdresser muss. Über 80.000 Frisiersalons machen ein Riesengeschäft, Haar wächst nach und muss wieder weg. Eine haarige Sache. Haargenau sind die in schwarz-weiß gehaltenen Gemälde von Max Ströder, wenn’s um behaarte Männer geht.

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Sommerliche Zwischenzeit

W. A. Stanggaßinger, Skulptur „Nummer 7“, V2A-Stahl gebürstet, H80xB74xT60, Expl.: 1/5, sign., dat., auf Sockel, auf Wunsch in der Höhe variabel

In einer Zwischenzeit zwischen zwei Ausstellungen, nämlich der vergangenen Sammlung-Orange-Ausstellung und der kommenden Robert C. Rore-Jahresausstellung, gelangen hochinteressante Neuakquisitionen zur Ausstellung.
Dirk Kloses „Goldautobahn Deutschland“ spricht für sich und fängt auf subtile Art den Zeitgeist ein. Max Ströders handwerklich exzellent gemachte Schwarzweiß-Gemälde sind sprichwörtlich haargenau. Und alle bewundern M. C. Escher. Perspektiven die nicht möglich sind. Vielleicht sind sie dennoch möglich, fragt sich W. A. Stanggaßinger schon seit geraumer Zeit und setzt diese in Chrom-Nickel-Stahl um, ganz wie der M. C. Escher seinerzeit auf Papier.

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Sammlung Orange: Olympisch fit

Olympia 1972: Maskottchen Waldi

Mit zahllosen Veranstaltungen erinnert die Stadt München derzeit an die XX. Olympischen Sommerspiele, die vor 50 Jahren, 1972, die verschlafene Stadt, vielleicht sogar die muffige Republik, in die Moderne katapultierten. Orange war die Farbe der Stunde, des Zeitgefühls. Das Maskottchen der Spiele, neben der völlig neuen Optik – CI, so sagt man heute, war seinerzeit Waldi, ein Dackel, auf Bayrisch ein Zamperl. Zamperl kommen auch gerne in Boulevard-Schlagezeilen vor: „Hochwasser! Zamperl mit Hündin von Insel gelockt“. Den olympischen Waldi gab’s in unzähligen Varianten von Fan-Artikeln. In der Sammlung Orange versteckt sich vielleicht ein letztes Exemplar eines orangefarbenen Waldi. Da schau her!

Ebenfalls in die etwas späteren 70er Jahre zu verorten ist der Hometrainer Kettler 7950 „Luxus“. Wer sich nicht auf einen der überall entstandenen Trimm-Dich-Pfade begeben wollte, konnte damit eine die Figur umschleichende perfekte Silhouette formen.

Die Sammlung Orange taucht nun nach der 80469 – Glockenbach Biennale wieder ab ins Archiv. Einlieferungen – Nudelsiebe und Rührschüsseln ausgeschlossen – sind jederzeit willkommen. Die Sammlung bleibt ein Erinnerungsort und Quell der Inspiration.

Kettler Hometrainer Luxus: Sammlung Orange

80469 – Glockenbach Biennale – Sammlung Orange

Grafik mit orangefarbenen Gegenständen

80469 – Glockenbach BiennaleSammlung Orange
vom 14. – 24. Juli 2022

Im Rahmen der „80469 – Glockenbach Biennale“ zeigen wir Teile unserer über 3000 Stücke umfassenden Sammlung Orange. Die Sammlung umfasst hauptsächlich Gegenstände aus den 1970er Jahren, als die Farbe Orange gleichbedeutend mit Fortschritt und Zukunft gesetzt wurde. Die Sammlung lädt zum Mitmachen ein, sie ist eine sicherere Endlagerstätte z. B. für den Entsafter aus Tante Gerdas Haushaltsauflösung, ebenso für den sperrigen Heimtrainer, der beim anstehenden Umzug nicht mehr in die kleinere Wohnung passt. Aber auch die kleinen Dinge wie die Eierharfe, die Rührschüssel, Wäscheklammern, Fischköder, die Creme21-Dose etc. etc. etc. finden Platz, vorausgesetzt sie sind aus orangefarbenem Plastik. Die Sammlung ist ein herrlicher Erinnerungsort, an dem sich aber auch Alltagsgegenstände von heute finden, wie etwa eine Packung FFP2-Masken, orangefarben selbstverständlich.
Statt einer Vernissage veranstalten wir am Mittwoch, den 20. Juli 2022 ab 18 Uhr eine Abendöffnung. Informationen zur Sammlung Orange finden sich unter www.sammlung-orange.de. Schaun‘s doch mal vorbei.

Grafik 80469 Glockenbach Biennale

Robert C. Rore: „Der Ursprung der Welt – die andere Seite“

Manet malte 1863 sein Bild „Olympia“. 1865 wurde dieses Bild ausgestellt und löste einen Riesenskandal aus. Die junge Frau, die da so unfassbar stolz und nackt präsentiert wurde, war natürlich nicht komplett entblößt: mit einer Hand deckt sie ihre Vagina ab. Diese Hand anzuheben und die komplette Nacktheit zu sehen, hätte in Wirklichkeit sehr viel Geld gekostet. Da ganz Paris wusste, dass es sich bei dem Modell um eine bekannte „Käufliche“ handelte, wurde praktisch jeder Betrachter des Bildes zu einem möglichen „Käufer“ der Dienstleistungen der jungen Frau. Entsprechend aufgebracht reagierte insbesondere das männliche Publikum und attackierte das Bild mit Regenschirmen und Polizei musste zum Schutz des Bildes anrücken.

Der Maler Gustave Courbet hat den Salon 1865 sicher besucht und dabei Monets „Olympia“ gesehen – und 1866 war ein nicht minder skandalträchtiges Bild auf der Welt: „Der Ursprung der Welt“ (L’Origine du monde) von Courbet. Da das Bild, ein direkter Blick auf eine behaarte Vulva zwischen gespreizten Beinen, eine Auftragsarbeit des osmanischen Diplomaten und Kunstsammlers Khalil Bey war, erschien Courbets Werk nicht auf irgendwelchen Ausstellungen. Das Bild war eher ein Raunen in der Welt der Kunstkenner denn dass es jemand mit eigenen Augen gesehen hätte. Verdeckte zuerst ein Vorhang das skandalträchtige Bild, wurde später ein richtiger Schrein um den Ursprung der Welt gezimmert – eine unverfängliche Schneelandschaft musste mit einem Schlüssel geöffnet werden um den Blick auf den Ursprung der Welt frei zu geben.

Heute sind beide Werke im Musée d’Orsay in Paris zu sehen und man kann mit großem Vergnügen dort eine Bildungsreise der Darstellung weiblicher und männlicher Geschlechtsmerkmale oder -teile machen.

Natürlich hat der Ursprung der Welt auch eine andere Seite – die männliche nämlich. Die darzustellen stellte sich für mich als gar nicht so einfach heraus. Courbets Bild ganz klassisch rechteckig im Querformat wurde bei meiner „anderen Seite“ zum Tondo. Ein kreisrundes Format, um die Blicke des Voyeurs zu betonen. Die verstohlene Schlüssellochperspektive auf männliche Geschlechtsteile ohne jeden Verweis auf ein Drumherum. Die Rahmung der Bilder sind kreisrunde Leuchtringe. Eigentlich hat Licht die Funktion etwas sichtbar zu machen, hier aber überstrahlen die Lichtringe die Bilder und machen eher unsichtbar denn sichtbar. Und wer bei den Leuchtringen an Heiligenscheine denkt und einen altarähnlichen Aufbau sieht, ist nicht weit von Courbets Bild entfernt. Das war in einem verschließbaren Schrein eingesperrt – wie ein gotischer Flügelaltar, dessen prächtiges Innenleben nur an Festtagen gezeigt wurde. Zu sehen sind die Werke in der Ausstellung „Eine Runde Sache“. (Robert C. Rore)

Eine Runde Sache

Grafik mit verscjieden großen weißen Kreisen auf hellgrauem Hintergrund

Eine Runde Sache
Gruppenausstellung ab 12. Mai 2022

Mit Arbeiten von busn, Nikolaus Keller, Dirk Klose, Astrid Köhler, Robert C. Rore, Sergey Sovkov, Kurt Walters u.a.

Der Titel dieser Gruppenausstellung ist keine Reminiszenz an unser 25-jähriges Firmenjubiläum, welches wir leider pandemiebedingt vergangenes Jahr nicht feiern konnten – nein, der Titel beschreibt das Format der künstlerischen Arbeiten, diese sind nämlich allesamt rund.

Runde Bilder kommen in der Kunstgeschichte durchaus vor. Das vielleicht berühmteste ist Michelangelos „Tondo Doni“ (die Heilige Familie), welches in den Uffizien zu bewundern ist und in dessen Hintergrund die Nackerten nur so wuseln. Bei Sebald Behams „Frauenbad“ nach einer Vorlage von Albrecht Dürer oder bei Ingres’ „Das türkische Bad“ nehmen die Künstler mit dem Rund quasi die „Blick durchs Schlüsselloch-Perspektive“ ein, um die dargestellten erotischen Szenen nochmals zu unterstreichen. In unserer Ausstellung lässt sich dies allenfalls den Gemälden von Robert C. Rore und Sergey Sovkov andichten. Ins Surreale schweifen die Arbeiten von Astrid Köhler und ins Reale die von Dirk Klose. Handfest wird’s bei der Installation „Die vier Jahreszeiten“ von busn, die entfernt an die legendäre Kantine des SPIEGEL erinnert und Nikolaus Kellers Arbeiten können sehr wohl als Talismane durchgehen.

Die Vernissage findet am 12. Mai ab 19 Uhr in Anwesenheit des einen oder anderen Künstlers statt. Alle Exponate der Ausstellung sind ab dem Abend der Eröffnung wie gewohnt in unserem Web-Shop zu finden.

Geboren um sterbend zu leben

Leo Pfisterer, Skulptur: Geboren um sterbend zu leben - Don Quijote, Bronze, ca.58x44x17cm, Auflage 10, o.A.d.J.

Seit Jahrhunderten geistert der Ritter von der traurigen Gestalt, Don Quijote, durch die Literatur. Schon am Anfang des 17. Jahrhunderts von Miguel de Cervantes erdacht, war das Werk ein früher Bestseller, der auch recht schnell ins Deutsche übersetzt erschien.

Bis heute hat der Roman und die Figur des Don Quijote zahlreiche Kunstschaffende inspiriert und nicht nur die deutsche Sprache um die Redewendung „Kampf gegen Windmühlen“ bereichert.
Der Erfolg des Don Quijote erklärt sich dadurch, dass sich hinter der Komödie ein tragisches Schicksal verbirgt. Denn erst auf dem Totenbett erkennt der einsame Ritter Don Quijote die Sinnlosigkeit seines Handelns – eine zutiefst menschliche Verhaltensweise. In der elften Ausgabe unserer Ausstellungsreihe „The Male Figure“ kommt Skulptur zahlreich vor. Neben den köstlich humorvollen Figuren von Elke Biel, beispielsweise auch die Bronze mit dem oben stehenden Titel und der dem Don Quijote gewidmeten Skulptur von Leo Pfisterer. Merke: Manches Mal ist’s gut, sich vorher Gedanken zu machen.

Elke Biel, Illusion I, Skulptur: Holz, Draht & Ton Keramik, 57x17x15cm, monogr., dat.

Frühstück im Grünen

Rinaldo Hopf, Déjeuner sur l’herbe - nach Manet, Aquarell auf Papier, 70x100cm, sign., dat. 2022

Verwechseln Sie auch Édourd Manet und Claude Monet? Nicht wegen der Seerosen, da ist die Sache ganz klar. Von beiden Künstlern gibt es jedoch ein Gemälde, beziehungsweise Überarbeitungen, Fragmente und Studien zu einem Werk mit dem Titel „Frühstück im Grünen“. Beide Großformate sind für ihre Zeit sehr frivole Bilder, die sich nicht nur in Blicken und erotischen Anspielungen verlieren. Eine Nackte und im Hintergrund noch eine. Zwei Damen in rauschendem Taft auf dem Weg ins Gebüsch, die von einem Herrn mit drohendem Stöckchen angesprochen werden. Also sowas. Beide Gemälde greifen auf historische Bildüberlieferungen zurück. Beide sind Meisterwerke französischer Malerei.

Kein Wunder, dass es zeitgenössische Künstler reizt, sich mit diesen Vorbildern auseinander zu setzen. Rinaldo Hopf, der Tausendsassa des schwulen Gedächtnisses mit seinen Golden Queers, Kenner der unmissverständlichen Gesten, Herausgeber und bewandert in der Kunst des schwulen Networkings, liefert, in seiner ganz eigenen Bildsprache, zum Frühstück im Grünen ein großformatiges, flüchtig erscheinendes Aquarell. Ein frivoles, homoerotisches Echo der Belle Époque, das in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI“ zu sehen ist.

https://kunstbehandlung.com/Gruppenausstellungen/The-Male-Figure-11

Gay Ghostbusters

It’s trouble out there. Und nicht nur da, sondern auch drinnen. In der Küche lauert in Mutters Küchenschrank der Schwuchtel-Dämon hinter der Tür des Abteils für die kleinen und mittleren Teller. Wie widerlich!
Maxim Gregorek, Kunststudent seines Zeichens, hat die Gefahr erkannt und den albern posierenden Dämon mit einer vorzüglichen Bleistiftskizze auf die Innenseite der Schranktür gebannt. Das ging eben gerade mal noch so gut und es ist wunderbar. Merke: Der Schwuchtel-Dämon lauert allüberall.

Zu sehen ist das Werk in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI„.

Perspektive und Realität

Werk von Mari Terauchi, zu sehen in der Kunstbehandlung
Werk von Mari Terauchi, zu sehen in der Kunstbehandlung

Ein Zeitgenosse Caravaggios, Annibale Carracci, selbst ein Gigant der Malerei, versuchte sich wie seinerzeit üblich unter konspirativen Umständen auch in anatomischen Studien. Beispielsweise mit dem Werk „Salma di Christo“, zu sehen in der Stuttgarter Staatsgalerie.

Doch irgendetwas stimmt mit dem Bild nicht, wie die japanische Künstlerin Mari Terauchi, in einem handgefertigtem 3D-Modell nachweist. Man mag dem Künstler keine Täuschung vorwerfen, allenfalls religiöse Verblendung.

Mari Terauchi formuliert das mit japanischer Zurückhaltung: „In dieser Arbeit zeige ich mein Interesse an den falschen Größenverhältnissen der Körperteile in alten Gemälden, die eine optische Täuschung über die richtige Größe der Körperteile in einem menschlichen Gehirn erzeugen. Wenn wir einen Menschen von den Füßen aus fotografieren, sind die Füße größer als der Kopf. Unser Gehirn hält jedoch die kleinen Füße des alten Meisters für richtig.“

Merke: Perspektive zu hinterfragen kann nicht schaden.

Zu sehen ist das Werk in der aktuellen Ausstellung „The Male Figure XI“.

Frohe Ostern!


Annibale Carracci (1560-1609)
Leichnam Christi mit den Leidenswerkzeugen, um 1582
zu sehen in der Staatsgalerie Stuttgart
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