Archiv des Autors: MN

Rinaldo Hopf und Queer Identities

The Male Figure 2: Rinaldo Hopf in der Kunstbehandlung - 8 Mile

The Male Figure 2 – Gruppenausstellung

In der laufenden Gruppenausstellung „The Male Figure 2“ sind auch Arbeiten des Berliner Künstlers Rinaldo Hopf (Jg. 1955) zu sehen. Beispielsweise vier Werke aus seiner Serie (work in progress) „Karma“: (über-) lebensgroße, farbintensive Aquarellportraits von Männern und Frauen, jung und alt, die aus vier übereinander liegenden Segmenten im Format 200x70cm die Protagonisten nackt dargestellt zeigen. Die Serie umfasst inzwischen etwa 50 Portraits.

Ebenfalls zu sehen sind Beispiele von Rinaldo Hopfs „Gold Paintings“, Arbeiten auf Leinwand oder Papier, in denen der Künstler Blattgold als Gestaltungsmittel verarbeitet, was den Arbeiten eine sagenumwobene Aura vermittelt und den Bildinhalt in Mystische erhöht. Auch als Fotograf und Herausgeber hat sich Rinaldo Hopf einen Namen gemacht. Seine Fotoportraits unter anderem von Quentin Crisp, Ralf König oder Gilbert & George sind Bestandteil der „Queer Identity“. Zusammen mit Axel Schock gibt er die im Konkursbuchverlag, Tübingen, erscheinende Anthologie „Mein Schwules Auge“ heraus. Vor kurzem ist der Band 7 dieser Reihe erschienen. Die kommende Ausstellung „From Asia with Love“ (31.03.-23.04.2011) wird Rinaldo Hopf zusammen mit seinem Kollegen Alexander von Agoston gestalten.


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Der „Matrosenmaler“ Alexander von Agoston

Alexander von Agoston - Lissabon

The Male Figure 2 – Gruppenausstellung

Alexander von Agostons Bildnisse von Matrosen entfalten eine unglaubliche Intensität und öffnen beim Betrachter ein weites Assoziationsfeld: Windjammer, Abenteuer, Landgang in fremden Städten… Oder sie erinnern gar an Genets „Querelle“ – von Rainer Werner Fassbinder schwülstig schön in Szene gesetzt. Vielleicht entwickeln die Werke aber auch eine solche authentische Qualität, weil der Berliner Künstler als junger Mann selbst zur See gefahren ist.

Ihn jedoch auf das Prädikat „Matrosenmaler“ zu reduzieren wird ihm nicht gerecht. Von seinen vielen Reisen bringt Alexander von Agoston immer wieder zauberhafte Bilder mit, auch von Landschaften oder Stillleben von einzigartiger Farbigkeit. Dass er darüber hinaus kein erotischer Kostverächter ist, zeigen seine Exponate in der laufenden Gruppenausstellung – wobei zu bemerken ist, dass die jüngsten Arbeiten immer abstrakter werden. Für den kommenden April (Vernissage am 31.03.2011 ab 20 Uhr) sind in der Ausstellung „From Asia with Love“ neue Arbeiten von Alexander von Agoston und Rinaldo Hopf zu sehen.

Alexander von Agoston - Matrose Berlin

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Neu in der Kunstbehandlung: Arbeiten von Frank Lorenz

Frank Lorenz: Model


The Male Figure 2 – Gruppenausstellung

Arbeiten des Berliner Künstlers Frank Lorenz, Jg. 1973, sind der neueste Zugang im Rahmen der Gruppenausstellung „The Male Figure 2“. Frank Lorenz hat seinen Weg zur Kunst über eine Ausbildung an der Berliner Berufsfachschule „Die Etage“ gefunden. Diese einzigartige Ausbildungsstätte bildet Profis in Artistik, Schauspiel, Pantomime, Musical und auch in Malen, Zeichnen, Bühnenbild aus. Dieser interdisziplinäre Arbeitsansatz ist Frank Lorenz‘ Arbeiten anzusehen. Der Pinsel scheint in seinen modernen, farbenfrohen, teilweise als Miniaturen angelegten Papierarbeiten geradezu zu tanzen. Seinen bisher spektakulärsten Auftritt erlebten seine Arbeiten in einer Einzelausstellung zum ersten CSD in Warschau 2007.

Frank Lorenz: Wake

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Kein Kunstwerk im luftleeren Raum! „Militaryman“ und „Olimpio“ von Robert C. Rore

Francisco de Goya: Die bekleidete Maja, um 1800–03, Museo del Prado

Francisco de Goya: Die nackte Maja, um 1800–03, Museo del Prado

The Male Figure 2 – Gruppenausstellung

Eine kleine kunsthistorische Exkursion

Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Das hab‘ ich doch schon mal gesehen. Das erinnert mich an… Oft stehen Betrachter vor einem Bild und rätseln, warum es sie an schon einmal Gesehenes erinnert. Déjà-vu-Gefühle stellen sich ein. Fragen nach dem kollektiven Gedächtnis kreisen im Kopf.

Oft ist die Antwort sehr einfach, denn zu allen Zeiten zitierten Künstler ein bestimmtes „Vorgängerwerk“, kommentieren, ironisieren es oder entwickeln es dem Zeitgeist entsprechend weiter. So auch der Münchner Maler Robert C. Rore, der für die laufende Ausstellung „The Male Figure 2“ gleich zwei seltsam bekannt erscheinende Gemälde, „Militaryman“ und „Olimpio“, einlieferte. Die Untertitel „El Majo vestido“ bzw. „El Majo desnudo“ verraten, worauf er Bezug nimmt, nämlich auf ein skandalumwittertes Gemälde von Francisco Goya: „Die nackte Maja“. Ein Bild, wofür der berühmte spanische Maler vor die Inquisition zitiert wurde, was zur Folge hatte, dass ihm der Titel eines königlichen Hofmalers aberkannt wurde.

Tatsächlich gibt es von dem Bild, dessen deutscher Titel eine unglückliche Übersetzung ist (span.: Maja = junge Frau), zwei Varianten. Einmal ist das dargestellte Modell, dessen Identität sich im Dunkel der Geschichte verliert, nackt zu sehen, in einer zweiten Variante liegt die Dame bekleidet auf der Chaiselonge. Beide Bilder sind heutzutage im Prado zu bewundern. Mit dem Titel „Olimpio“ liefert Robert C. Rore noch einen weiteren kunstgeschichtlichen Hinweis, nämlich auf das ebenfalls skandalumwitterte Bild „Olympia“ von Édouard Manet. Dieser wiederum hat sich bei der Entstehung dieses Bildes von Aktmalereien von Giorgione, Goya und Tizian inspirieren lassen. Zum Schluss noch der Hinweis, dass sich nach allen historischen Vorbildern der Maler Robert C. Rore treu geblieben ist: er bleibt beim Männerakt.

Robert C. Rore, WV 6808, Militaryman, “El Majo vestido”, Öl auf Leinwand, 40×60cm, 2011

Robert C. Rore, WV 6809, Olympio, “El Majo desnudo”, Öl auf Leinwand, 40×60cm, 2011

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Gruppenausstellung „The Male Figure 2“ bis Ende März

Verlängert: Gruppenausstellung The Male Figure 2
Gruppenausstellung „The Male Figure 2“ verlängert bis Ende März
Mit Arbeiten von Alexander von Agoston, Blackboot, Rinaldo Hopf, Dirk Klose, Johannes Kriesche, Frank Lorenz, Robert C. Rore, Peter Schauwecker, Hannes Steinert

Die aktuelle Gruppenausstellung „The Male Figure 2“ geht mit vielen neuen Exponaten bis 26. März 2011 in die Verlängerung. Erstmals in der Kunstbehandlung zu sehen sind Arbeiten von Frank Lorenz: farbenfrohe, in Strich und Inhalt sehr moderne Mischtechniken auf Papier, teilweise als Miniaturen angelegt. Weitere Neuzugänge kommen von Dirk Klose, Robert C. Rore und Peter Schauwecker – Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder in unterschiedlichen Formaten.

Nicht nur zu Köln am Rhein, sondern auch in München gibt es eine „fünfte Jahreszeit“. Gemeint ist nicht das närrische Treiben, dessen Höhepunkt hierzulande am Faschingsdienstag (da bleibt die Galerie geschlossen) der Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt markiert, sondern der Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Dieses Ereignis im Münchner Terminkalender findet immer mehr Freunde, weil es urtümlicher und gemütlicher als die Massenveranstaltung Oktoberfest ist. Entsprechend sind auch wir auf Besucher eingerichtet.

Die bereits angekündigten Arbeiten an der historischen Bausubstanz des Ausstellungsraumes haben nun begonnen. Einen Beitrag zur interessanten Geschichte des markanten Hauses in der Müllerstraße 40 findet sich hier. Alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten finden Sie – ungestört von eventuellem Baulärm – auch in unserem  Web-Shop, der sich in einem neuen Design präsentiert.

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„» München I“ im Valentin-Karlstadt-Musäum

Herbert Wendling

Ausstellung vom 03.03.2011 bis 03.05.2011

Die edition.grabsdorf zeigt im Valentin-Karlstadt-Musäum eine Fotoausstellung mit Aufnahmen aus der Vor- und Nachkriegszeit Münchens, eindrucksvoll fotografiert von Herbert Wendling (1902 – 1970).

Die ausdrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien konfrontieren den Betrachter mit andersartigen aber gleichzeitig vertrauten Münchner Plätzen. So vertraut die Orte dem Betrachter sind, so sehr entziehen sie sich in Wendlings Bildern einer schnellen und eindeutigen Wiedererkennung. Die präsentierten Werke thematisieren den Wandel der Stadt und bieten so ein beeindruckendes Kaleidoskop, das dazu anregt, sich zu erinnern, Entwicklungen und Veränderungen neu zu entdecken und zu verstehen.

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Wider die Prüderie – Zeichnungen von Hannes Steinert

The Male Figure 2 – Gruppenausstellung

Hannes Steinert: Werke in der Galerie Kunstbehandlung, München

Ganz schnell auf dem Glatteis der Worthülsen befindet man sich mit dem Begriff „schwule Kunst“. Erstens kann dieselbe nichts dafür, zweitens kann selbe nur gut oder schlecht sein, drittens produzieren auch offen lebende schwule Künstler nicht nur solche, sonder auch ganz „normale“, bestenfalls auch gute. Wir ziehen deshalb immer schon den Begriff der „homoerotischen Kunst“ vor, weil dieser die Absichten des Künstlers besser beschreibt und den Blick des Betrachters, der sich auf dieses Kunstwerk einlässt, mit einbezieht.

Nun gibt es aber doch explizit Schwule Kunst. Das ist hochwertige Kunst von einem schwulen Künstler, gemacht für ein schwules Publikum. Als emanzipatorisches, politisches Statement. Darauf legt der Stuttgarter Künstler Hannes Steinert großen Wert. Neben seinen vielfach mit Preisen bedachten anderen Werkbereichen, trägt er seit nunmehr 30 Jahren seine schwulen Themen auch in den „ganz normalen“ Kunstbetrieb und erntet dafür oftmals Befremden. Selbst beim schwulen Publikum ist die Frage der „Zimmerfähigkeit“ oft von entscheidender Bedeutung. Hannes Steinert ist in der aktuellen Gruppenausstellung mit meisterhaften erotischen Zeichnungen vertreten.

Eine Einzelausstellung dieses außergewöhnlichen Künstlers mit dem Titel „True Love“ wird am 28.04.2011 in unseren Räumen eröffnet. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Werke von Hannes Steinert in der Kunstbehandlung, Galerie in München

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Erstmals in der Kunstbehandlung – Paraffin-Bilder von Johannes Kriesche

The Male Figure 2 – Gruppenausstellung

Johannes Kriesche in der Kunstbehandlung: LustengelJohannes Kriesche in der Galerie Kunstbehandlung: Lustengel

Johannes Kriesche, Jahrgang 1959, lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Offenbach und Frankfurt. Nach seinem Studium der Malerei in Bielefeld entdeckte er anlässlich eines längeren Studienaufenthaltes in Rom Paraffin als „sein“ Mittel der Gestaltung. Inspiriert zu diesem Werkstoff wurde er durch die Berge von Wachskerzen, die von Gläubigen als Opferlichter in Kirchen entzündet werden und sich wie eine Haut über Altare ergießen.

Von alters her wird Paraffin vielfältig eingesetzt, auch zur Konservierung anatomischer Präparate oder archäologischer Artefakte. Johannes Kriesche „konserviert“ damit seine Malereien. Aus seiner Serie „Lustengel“ ist in der Kunstbehandlung eine Auswahl an Motiven zu sehen. Lustengel, das sind Bildnisse aufgezäumter, feierwütiger Transvestiten, deren bizarres Erscheinungsbild hinter dem Film aus Paraffin effektvoll verstärkt der Wirklichkeit entzogen zu sein scheint.

Johannes Kriesche in der Galerie Kunstbehandlung Ausstellungsraum: LustengelJohannes Kriesche in der Galerie Kunstbehandlung Ausstellungsraum München: Lustengel

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Die Kunstbehandlung auf historischem Boden

Es stehen Arbeiten an der Bausubstanz der Galerieräume an. Dies nehmen wir zum Anlass für einen historischen Blick auf die Ausstellungsflächen.
Galerie Kunstbehandlung München
In der Dokumentation des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege liest sich die Beschreibung für die Müllerstraße 40 folgendermaßen: Ehemaliges Optisches Institut, viergeschossiger, palastartiger Bau mit seitlichen Risaliten, reiche Gliederung in klassizistischen Formen, mittig mit Marienfigur und Büsten Fraunhofers und Utzschneiders, von Josef Höchl, 1829.

Tatsächlich verbirgt sich hinter der Beschreibung „Ehemaliges Optisches Institut“ die Keimzelle der heutigen Fraunhofer Forschungsinstitute. Die Büsten Fraunhofers und Utzschneiders an der Schaufassade geben Hinweis auf die Gründer des Mathematisch-mechanischen Instituts von 1804, aus dem das Optische Institut hervorging, das in diesem „palastartigen“ Haus im Jahre 1829 seinen repräsentativen Firmensitz nahm. Das Haus gehört somit unter technik- und wissenschaftsgeschichtlichen sowie unter architektonischen Aspekten zu den bedeutenden Baudenkmälern des Klassizismus in München.

Müllerstraße 40 München
„Fraunhofer erklärt seinen Freunden das Spektroskop“ nach einem Gemälde von Rudolf Wimmer (*1849 – +1915). Von links nach rechts: Joseph von Utzschneider, Joseph von Fraunhofer, Georg von Reichenbach, Georg Merz.


Zahlreiche Geschichten und Anekdoten ranken sich um den Bau in der Müllerstraße 40. Zunächst einmal jene um den genialen Josef von Fraunhofer, der die Fertigstellung des Gebäudes leider nicht mehr erlebte. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem unweit des Hauses gelegenen „Alten Südfriedhof“, wo sein stets mit Blumen geschmücktes Grabmal bis heute erhalten ist. Es trug, bis der Stein durch einen neuen ersetzt wurde, die Grabinschrift „Aproximavit sidera“ – er brachte die Gestirne näher.

Irgendwie passt dieser Spruch auch zur Aufbruchsstimmung in den frühen Jahren des bayrischen Königreiches und somit zu diesem Haus, dessen Gemäuer und Gebälk diesen Geist bis heute bewahrt hat. Immerhin war es dem „Optischen Institut“ dank der Erfindungen des genialen Autodidakten Josef von Fraunhofer und dem Geschäftssinn des Josef von Utzschneider gelungen, die bis dahin unangefochtene Vormachtstellung der Engländer auf dem Gebiet optischer Geräte zu brechen. Die besten Peri- und Teleskope kamen fortan aus der Müllerstraße und fanden weltweit ihre Abnehmer.

Apropos Gebälk: Unter dem großen Walmdach des Hauses mit seinem auffälligen Erker verbergen sich drei weitere, vom Straßenniveau aus nicht erkennbare Etagen. In dem bis ins zweite Stockwerk des Dachaufbaues ragenden Erker befindet sich ein „Wartezimmer“, in dem die Herrschaften Platz nahmen, bis das sich in der darüber liegenden Etage in der Mitte des Daches befindliche Teleskop in Stellung gebracht war, um eine bestimmte Sternenkonstellation oder eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis zu beobachten. Das hierfür nach Plänen von Josef von Fraunhofer konstruierte Teleskop ist heutzutage in der Sammlung des Deutschen Museums auf der Münchner Museumsinsel zu bewundern. An einigen Stellen des „Wartezimmers“ haben sich in dem sonst kahlen Raum an ein paar Stellen Reste der Originaltapete erhalten.

Kunstbehandlung München
Historische Ansicht des Hauses Müllerstraße 40 um ca. 1900. Deutlich zu erkennen ist der dreigeschossige Dachaufbau, in dem sich die Sternwarte befand. Im Anbau links auf Straßenniveau befinden sich heute die Räume der Kunstbehandlung.

Wie es dazu kam, und wie das ganze Haus den Bombenhagel des zweiten Weltkrieges, in der Schlussphase seiner Dachschindeln entblößt, überstand, ist eine andere Geschichte. Von Zeit zu Zeit, gelegentlich an den Tagen des offenen Denkmals, wird hier deutsche und bayerische Geschichte greifbar. Die Räume der Kunstbehandlung befinden sich teilweise in der ehemaligen Kutschenremise und als Anbau neben dem Gewölbe, in dem sich der Versuchsschmelzofen befand.

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