Vorgestern auf der Reichenbachbrücke


Reichenbachbrücke, München

In dieser historischen Aufnahme von Herbert Wendling ist ein Radfahrer auf der Münchner Reichenbachbrücke zu sehen, der sich offensichtlich erschrocken nach hinten umschaut, weil sich ratternd und kreischend ein Zug der Linie 30 nähert. Die Verwunderung des Radfahrers ist durchaus nachvollziehbar, verkehrte doch die historische Linie 30 vom Herkomerplatz über das Max-II-Monument und Isartor zum Isartalbahnhof, also üblicherweise nicht über die Reichenbachbrücke. Unüblich für den heutigen Betrachter sind auch die Kriegsschäden an den Häusern der Eduard-Schmid-Straße, die Szenerie spielt also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 1964, nicht ganz 20 Jahre nach dieser Aufnahme, wurde die Reichenbachbrücke saniert und verbreitert und ihre ursprüngliche Form vereinfacht. Von den Figuren, die einst die Brücke schmückten, sind nur noch jene an den Brückenköpfen erhalten. Der Fotografin Susanne Jell ist hier eine sehr zeitgemäße Aufnahme gelungen. Wer’s mag, kann sich heutzutage in der Silvesternacht die Kleidung verkokeln lassen, wenn sich der amüsiersüchtige Mob in der Silvesternacht auf der Brücke trifft und sich wechselseitig mit Krachern und Raketen beschießt.

Reichenbachbrücke, Susanne Jell

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